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Wussten Sie schon dass Sie Ihr Abblendlicht immer Einschalten MSSEN Entdecken Sie hier die wichtigsten Regeln

Wann MüSsen Sie Abblendlicht Einschalten

Kennst du das? Da gibt es diese Momente im Leben, die dein Leben auf den Kopf stellen. Erlebnisse, die dich sprachlos machen, für die dir die Worte fehlen. Hast du schon mal erlebt, dass deine Gefühle dein ganzes Sein bestimmen? Jede Minute, jede Stunde und jeden Tag? Wenn ein geliebter Mensch stirbt, dann ist das Fühlen übermächtig. Dann schaltet das Herz den Kopf aus. So jedenfalls habe ich die letzten gemeinsamen Tage mit meiner Mutter erlebt und das Abschiednehmen, das mich sprachlos gemacht hat. Doch irgendwann habe ich meine Worte wieder gefunden und im Schreiben über den Tod meiner Mutter die Möglichkeit gesehen, mich mit dem Erlebten auseinanderzusetzen und es zu verarbeiten. Gleichzeitig möchte ich dich, liebe Leserin, lieber Leser teilhaben lassen an den Erfahrungen meiner Familie, an meiner Trauer und meinen Hoffnungen. Ich möchte all das, was uns bewegt hat, was uns weinen und verzweifeln ließ, was uns so verletzlich und hilflos gemacht hat, in Worte fassen. Und ich möchte das teilen, was uns Kraft gegeben hat und wo wir Hilfe und liebevolle Unterstützung gefunden haben. Ich möchte von Menschen erzählen, die mich in dieser Zeit auch ohne Worte verstanden haben. Ich möchte über tiefe Liebe schreiben, von grenzenlosem Vertrauen und kostbaren Erinnerungen. Und ich möchte Mut machen, die schwerste Herausforderung, die das Leben bereithält, anzunehmen. In der Gewissheit, dass sie eine Bereicherung sein kann. Und in der Gewissheit, dass man sie nicht alleine bewältigen muss und jemand da ist, der einem zur Seite steht.

Es ist Ende April. Genauer gesagt: der 28. Doch diesmal ist alles anders als an allen Tagen dieses Datums in den Jahren zuvor. Ich stehe hier an Mamas Grab. Anrufen und ihr zum Geburtstag gratulieren kann ich nicht mehr, erst recht kann ich ihr keinen Besuch mehr abstatten, sie in den Arm nehmen oder ein Geschenk überreichen. Mir bleibt es nur noch, vor dem Grabstein zu stehen, ein paar Blumen in die Vase zu stellen und mich an jene Geburtstage zu erinnern, die wir gemeinsam feiern konnten. Zuletzt war das vor zwei Jahren. Alle ihre vier Kinder waren da bei ihr. Einer jener seltenen Momente, die sie immer so sehr genossen hat. Wir hatten richtig viel Spaß, haben herumgealbert und Mama hat natürlich für uns alle gekocht. Eigentlich hatte sie den Plan, irgendwann ihre eigene Wohnung in der Stadt aufzugeben und in unsere Nähe zu ziehen, damit sie uns öfter sehen kann. Vielleicht in ein Haus für seniorengerechtes Wohnen. Ein paar Monate später kam die Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Umzugspläne mussten erst einmal auf Eis gelegt werden. Es folgten Krankenhausaufenthalte, eine Operation und eine Chemotherapie. Das volle Programm eben. Und zwischendurch: bangen und hoffen. Aber auch der Realität ins Auge blicken. Mama wollte nicht kampflos aufgeben und hat dem Krebs ein ganzes Jahr lang die Stirn gezeigt, bis zum 19. Oktober 2019. Da hat sie mich weinend angerufen und gesagt: „Ich kann nicht mehr“.

Es ist Samstag. Der Samstag vor dem ersten Advent. Als ich die Rollläden am Morgen hochziehe und auf die Lichter in den Fenstern der Nachbarn und die geschmückten Tannenbäume in unserem Dorf blicke, wird mir bewusst, dass der November fast vorbei ist und der festliche Dezember beginnt. Begreifen kann ich das aber nicht. Es fühlt sich auch gar nicht so an. Denn erst gestern war der Bestatter hier und hat Mama mitgenommen. Seit dem 19. Oktober war sie bei mir. Seitdem ist die Zeit stehen geblieben. Ich hätte nie gedacht, dass ich dieser Metapher einmal eine Bedeutung zumessen würde. Doch es fühlt sich genauso an. Die zurückliegenden 41 Tage haben alle nur ein Datum: 19. Oktober.  Der Herbst geht an mir unmerklich vorbei. Egal, ob es noch die letzten leuchtenden Tage sind oder sich die graue Novembertristesse vor der Türe breit macht. Es ist nicht wichtig. Es ist nicht wichtig, ob wir Montag haben oder Mittwoch, Oktober oder November. Das spielt alles keine Rolle.

James Webb« Weltraumteleskop Und Die Frühzeit Des Universums: Am Anfang War Das Licht

Das Telefon klingelt. „Mama“ steht auf dem Display. Kurz vorher hatte ich noch mit ihr per WhatsApp geschrieben. Ich will sie nächste Woche besuchen und Hilfe organisieren, damit sie trotz ihrer Krankheit in ihren eigenen vier Wänden bleiben kann. Einen Termin mit dem Hospizverein in ihrer Stadt habe ich schon ausgemacht. Mama geht es nicht gut. Die Chemotherapie hat ihr viel Kraft genommen, nun will sie diese Medikamente nicht mehr in ihrem Körper haben. Eigentlich wollte sie das von Anfang an nicht. Sie hat sich trotzdem irgendwann darauf eingelassen. „Heilen können wir sie mit der Chemotherapie nicht, wohl aber die Hoffnung haben, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern“, höre ich noch die Ärztin zu ihr sagen. Meine beiden Schwestern und ich sind bei dem Gespräch dabei und raten ihr, es doch vielleicht zu versuchen und in der Therapie eine Chance zu sehen. Ob dieser Rat gut war? Ich glaube, niemand kann diese Frage beantworten. Und selbst wenn…. Was würde diese Antwort jetzt bringen? Mama hat es versucht. Sie musste all diese fürchterlichen Nebenwirkungen ertragen, hat ihre Haare verloren und sich eine Perücke machen lassen. Als sie sich nach einer Behandlungsreihe dafür entscheidet, die Chemotherapie zu beenden, geht es auch wieder aufwärts. Sie kann wieder essen, nimmt sogar etwas zu. Irgendwann müssen Kontrolluntersuchungen gemacht werden. Erst sieht es ganz gut aus, dann wieder nicht. Mama hofft auf eine Misteltherapie und die Ärzte im Krankenhaus verschreiben sie ihr. Doch der Appetit der letzten Tage verlässt sie wieder. Sie kann wieder nichts essen. Es schmeckt einfach nichts mehr. Die Kräfte schwinden. Als sie mir am Telefon sagt „Ich kann nicht mehr“, kommt mir nur eine Antwort über die Lippen. „Mama, ich hole dich. Willst du zu mir kommen?“ Sie will. Als ich mit meiner Tochter Katja vor ihrer Haustüre stehe, um sie abzuholen, wartet sie schon mit gepacktem Koffer. Sie will nur noch raus aus ihrer Wohnung. So schnell wie möglich. Schaut nicht mehr zurück. Ob sie weiß, dass sie nie wieder zurückkommt?

Auf meinem Sofa im Wohnzimmer habe ich Mama erst einmal ein Bett gemacht. Hier hat sie auch immer geschlafen, wenn sie für ein paar Tage zu Besuch bei mir war. Aber nun ist das etwas anderes. Auf Dauer braucht sie ein Bett und ein eigenes Zimmer. Ich rufe beim Ambulanten Hospiz an. Ich brauche jemand, der uns helfen kann. Jemand, der sagen kann, wo wir Hilfe finden. Mama braucht doch auch hier einen Arzt. Mittlerweile nimmt sie starke Schmerzmittel. Ich vereinbare einen Beratungstermin beim Pflegestützpunkt und Maria, die Hospizfachkraft des Ambulanten Hospizes (www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de ) kommt vorbei, um mit uns zu reden. Ob Mama denn mal für ein paar Tage auf eine Palliativstation möchte, um sich ein bisschen aufpäppeln zu lassen, fragt sie. Für Mama ist dies keine Option. In ein Krankenhaus möchte sie nie wieder, da ist sie 100prozentig sicher. Dann muss eben die palliative Versorgung zu uns nach Hause kommen. Maria stellt für uns einen Kontakt zu einem SAPV-Dienst (SAPV: Spezialisierte ambulante palliative Versorgung) her. Und sie bietet uns an, dass eine ehrenamtliche Hospizbegleiterin regelmäßig zu uns kommen kann. „Das muss nicht sein“, meint Mama. Sie will von ihren Kindern umsorgt werden, mehr nicht.  Außerdem befürchtet sie, dass sie die fremde Frau, die sie besuchen würde, unterhalten müsste. Und das ist ihr zu anstrengend. Dass diese „fremde Frau“ aber irgendwann in den dunkelsten Stunden zu einem Lichtblick für uns alle würde, ahnen wir noch nicht. Noch habe ich ein paar Tage Urlaub. Aber was ist danach? Allein zu bleiben, auch nur für Stunden, lehnt meine Mutter ab. Ich frage mich, warum. Denn eigentlich kann sie sich noch gut ohne jegliche Hilfe im Haus bewegen. Am 19. Oktober war sie zuhause sogar noch allein einkaufen. Dass rasend schnell ihre Kräfte sie verlassen würden, hätte an diesem Tag noch niemand gedacht, wahrscheinlich ahnte nur sie selbst, wie viel Zeit ihr noch bleibt. Ich kann eine Auszeit von der Arbeit für 10 Tage bei der Krankenkasse meiner Mutter beantragen ( www.wege-zur-pflege.de/themen/auszeit-im-akutfall ), das wird mir vom Pflegestützpunkt geraten. Das ist gut. Also rufe ich bei der AOK an. „Sie befinden sich auf Platz 17 in der Warteschleife“, sagt eine Stimme und anschließend dudelt nervige Musik durch den Hörer. Wir wollen gerade frühstücken. Da kann ich ja getrost das Telefon aus der Hand legen und mir erst einmal ein Brot schmieren. Ich stelle fest: Platz 17 ist ganz schön weit entfernt von Platz 1…, also esse ich auch noch das geschmierte Brot, trinke gemütlich Kaffee und warte, warte, warte. Wenigstens das Warten hat sich gelohnt. Ich kann den Antrag stellen und auch mein Arbeitgeber ist damit einverstanden. Puhhh… Erst einmal eine Sorge los. Dieser Warteschleife sollen übrigens in den nächsten Tagen noch viele andere folgen. Auf Anraten des Pflegestützpunktes beantrage ich auch direkt eine Pflegestufe. Viel Papierkram muss in den nächsten Wochen erledigt werden.

Der informierte SAPV-Dienst ( www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de ) übernimmt die Versorgung meiner Mutter ganz unkompliziert. Die Ärztin stellt sie erst einmal medikamentös so ein, dass sie sich nicht mehr übergeben muss und auch keine Schmerzen mehr ertragen muss. Sie verschreibt ihr ein Pflegebett und einen Toilettenstuhl (Kommentar von Mama: „Was soll ich denn damit?“). Um die Hilfsmittel bei den Sanitätshäusern zu ordern, vergehen ungezählte Minuten in

Vernissage: „ans Licht“

Das Telefon klingelt. „Mama“ steht auf dem Display. Kurz vorher hatte ich noch mit ihr per WhatsApp geschrieben. Ich will sie nächste Woche besuchen und Hilfe organisieren, damit sie trotz ihrer Krankheit in ihren eigenen vier Wänden bleiben kann. Einen Termin mit dem Hospizverein in ihrer Stadt habe ich schon ausgemacht. Mama geht es nicht gut. Die Chemotherapie hat ihr viel Kraft genommen, nun will sie diese Medikamente nicht mehr in ihrem Körper haben. Eigentlich wollte sie das von Anfang an nicht. Sie hat sich trotzdem irgendwann darauf eingelassen. „Heilen können wir sie mit der Chemotherapie nicht, wohl aber die Hoffnung haben, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern“, höre ich noch die Ärztin zu ihr sagen. Meine beiden Schwestern und ich sind bei dem Gespräch dabei und raten ihr, es doch vielleicht zu versuchen und in der Therapie eine Chance zu sehen. Ob dieser Rat gut war? Ich glaube, niemand kann diese Frage beantworten. Und selbst wenn…. Was würde diese Antwort jetzt bringen? Mama hat es versucht. Sie musste all diese fürchterlichen Nebenwirkungen ertragen, hat ihre Haare verloren und sich eine Perücke machen lassen. Als sie sich nach einer Behandlungsreihe dafür entscheidet, die Chemotherapie zu beenden, geht es auch wieder aufwärts. Sie kann wieder essen, nimmt sogar etwas zu. Irgendwann müssen Kontrolluntersuchungen gemacht werden. Erst sieht es ganz gut aus, dann wieder nicht. Mama hofft auf eine Misteltherapie und die Ärzte im Krankenhaus verschreiben sie ihr. Doch der Appetit der letzten Tage verlässt sie wieder. Sie kann wieder nichts essen. Es schmeckt einfach nichts mehr. Die Kräfte schwinden. Als sie mir am Telefon sagt „Ich kann nicht mehr“, kommt mir nur eine Antwort über die Lippen. „Mama, ich hole dich. Willst du zu mir kommen?“ Sie will. Als ich mit meiner Tochter Katja vor ihrer Haustüre stehe, um sie abzuholen, wartet sie schon mit gepacktem Koffer. Sie will nur noch raus aus ihrer Wohnung. So schnell wie möglich. Schaut nicht mehr zurück. Ob sie weiß, dass sie nie wieder zurückkommt?

Auf meinem Sofa im Wohnzimmer habe ich Mama erst einmal ein Bett gemacht. Hier hat sie auch immer geschlafen, wenn sie für ein paar Tage zu Besuch bei mir war. Aber nun ist das etwas anderes. Auf Dauer braucht sie ein Bett und ein eigenes Zimmer. Ich rufe beim Ambulanten Hospiz an. Ich brauche jemand, der uns helfen kann. Jemand, der sagen kann, wo wir Hilfe finden. Mama braucht doch auch hier einen Arzt. Mittlerweile nimmt sie starke Schmerzmittel. Ich vereinbare einen Beratungstermin beim Pflegestützpunkt und Maria, die Hospizfachkraft des Ambulanten Hospizes (www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de ) kommt vorbei, um mit uns zu reden. Ob Mama denn mal für ein paar Tage auf eine Palliativstation möchte, um sich ein bisschen aufpäppeln zu lassen, fragt sie. Für Mama ist dies keine Option. In ein Krankenhaus möchte sie nie wieder, da ist sie 100prozentig sicher. Dann muss eben die palliative Versorgung zu uns nach Hause kommen. Maria stellt für uns einen Kontakt zu einem SAPV-Dienst (SAPV: Spezialisierte ambulante palliative Versorgung) her. Und sie bietet uns an, dass eine ehrenamtliche Hospizbegleiterin regelmäßig zu uns kommen kann. „Das muss nicht sein“, meint Mama. Sie will von ihren Kindern umsorgt werden, mehr nicht.  Außerdem befürchtet sie, dass sie die fremde Frau, die sie besuchen würde, unterhalten müsste. Und das ist ihr zu anstrengend. Dass diese „fremde Frau“ aber irgendwann in den dunkelsten Stunden zu einem Lichtblick für uns alle würde, ahnen wir noch nicht. Noch habe ich ein paar Tage Urlaub. Aber was ist danach? Allein zu bleiben, auch nur für Stunden, lehnt meine Mutter ab. Ich frage mich, warum. Denn eigentlich kann sie sich noch gut ohne jegliche Hilfe im Haus bewegen. Am 19. Oktober war sie zuhause sogar noch allein einkaufen. Dass rasend schnell ihre Kräfte sie verlassen würden, hätte an diesem Tag noch niemand gedacht, wahrscheinlich ahnte nur sie selbst, wie viel Zeit ihr noch bleibt. Ich kann eine Auszeit von der Arbeit für 10 Tage bei der Krankenkasse meiner Mutter beantragen ( www.wege-zur-pflege.de/themen/auszeit-im-akutfall ), das wird mir vom Pflegestützpunkt geraten. Das ist gut. Also rufe ich bei der AOK an. „Sie befinden sich auf Platz 17 in der Warteschleife“, sagt eine Stimme und anschließend dudelt nervige Musik durch den Hörer. Wir wollen gerade frühstücken. Da kann ich ja getrost das Telefon aus der Hand legen und mir erst einmal ein Brot schmieren. Ich stelle fest: Platz 17 ist ganz schön weit entfernt von Platz 1…, also esse ich auch noch das geschmierte Brot, trinke gemütlich Kaffee und warte, warte, warte. Wenigstens das Warten hat sich gelohnt. Ich kann den Antrag stellen und auch mein Arbeitgeber ist damit einverstanden. Puhhh… Erst einmal eine Sorge los. Dieser Warteschleife sollen übrigens in den nächsten Tagen noch viele andere folgen. Auf Anraten des Pflegestützpunktes beantrage ich auch direkt eine Pflegestufe. Viel Papierkram muss in den nächsten Wochen erledigt werden.

Der informierte SAPV-Dienst ( www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de ) übernimmt die Versorgung meiner Mutter ganz unkompliziert. Die Ärztin stellt sie erst einmal medikamentös so ein, dass sie sich nicht mehr übergeben muss und auch keine Schmerzen mehr ertragen muss. Sie verschreibt ihr ein Pflegebett und einen Toilettenstuhl (Kommentar von Mama: „Was soll ich denn damit?“). Um die Hilfsmittel bei den Sanitätshäusern zu ordern, vergehen ungezählte Minuten in

Vernissage: „ans Licht“

Das Telefon klingelt. „Mama“ steht auf dem Display. Kurz vorher hatte ich noch mit ihr per WhatsApp geschrieben. Ich will sie nächste Woche besuchen und Hilfe organisieren, damit sie trotz ihrer Krankheit in ihren eigenen vier Wänden bleiben kann. Einen Termin mit dem Hospizverein in ihrer Stadt habe ich schon ausgemacht. Mama geht es nicht gut. Die Chemotherapie hat ihr viel Kraft genommen, nun will sie diese Medikamente nicht mehr in ihrem Körper haben. Eigentlich wollte sie das von Anfang an nicht. Sie hat sich trotzdem irgendwann darauf eingelassen. „Heilen können wir sie mit der Chemotherapie nicht, wohl aber die Hoffnung haben, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern“, höre ich noch die Ärztin zu ihr sagen. Meine beiden Schwestern und ich sind bei dem Gespräch dabei und raten ihr, es doch vielleicht zu versuchen und in der Therapie eine Chance zu sehen. Ob dieser Rat gut war? Ich glaube, niemand kann diese Frage beantworten. Und selbst wenn…. Was würde diese Antwort jetzt bringen? Mama hat es versucht. Sie musste all diese fürchterlichen Nebenwirkungen ertragen, hat ihre Haare verloren und sich eine Perücke machen lassen. Als sie sich nach einer Behandlungsreihe dafür entscheidet, die Chemotherapie zu beenden, geht es auch wieder aufwärts. Sie kann wieder essen, nimmt sogar etwas zu. Irgendwann müssen Kontrolluntersuchungen gemacht werden. Erst sieht es ganz gut aus, dann wieder nicht. Mama hofft auf eine Misteltherapie und die Ärzte im Krankenhaus verschreiben sie ihr. Doch der Appetit der letzten Tage verlässt sie wieder. Sie kann wieder nichts essen. Es schmeckt einfach nichts mehr. Die Kräfte schwinden. Als sie mir am Telefon sagt „Ich kann nicht mehr“, kommt mir nur eine Antwort über die Lippen. „Mama, ich hole dich. Willst du zu mir kommen?“ Sie will. Als ich mit meiner Tochter Katja vor ihrer Haustüre stehe, um sie abzuholen, wartet sie schon mit gepacktem Koffer. Sie will nur noch raus aus ihrer Wohnung. So schnell wie möglich. Schaut nicht mehr zurück. Ob sie weiß, dass sie nie wieder zurückkommt?

Auf meinem Sofa im Wohnzimmer habe ich Mama erst einmal ein Bett gemacht. Hier hat sie auch immer geschlafen, wenn sie für ein paar Tage zu Besuch bei mir war. Aber nun ist das etwas anderes. Auf Dauer braucht sie ein Bett und ein eigenes Zimmer. Ich rufe beim Ambulanten Hospiz an. Ich brauche jemand, der uns helfen kann. Jemand, der sagen kann, wo wir Hilfe finden. Mama braucht doch auch hier einen Arzt. Mittlerweile nimmt sie starke Schmerzmittel. Ich vereinbare einen Beratungstermin beim Pflegestützpunkt und Maria, die Hospizfachkraft des Ambulanten Hospizes (www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de ) kommt vorbei, um mit uns zu reden. Ob Mama denn mal für ein paar Tage auf eine Palliativstation möchte, um sich ein bisschen aufpäppeln zu lassen, fragt sie. Für Mama ist dies keine Option. In ein Krankenhaus möchte sie nie wieder, da ist sie 100prozentig sicher. Dann muss eben die palliative Versorgung zu uns nach Hause kommen. Maria stellt für uns einen Kontakt zu einem SAPV-Dienst (SAPV: Spezialisierte ambulante palliative Versorgung) her. Und sie bietet uns an, dass eine ehrenamtliche Hospizbegleiterin regelmäßig zu uns kommen kann. „Das muss nicht sein“, meint Mama. Sie will von ihren Kindern umsorgt werden, mehr nicht.  Außerdem befürchtet sie, dass sie die fremde Frau, die sie besuchen würde, unterhalten müsste. Und das ist ihr zu anstrengend. Dass diese „fremde Frau“ aber irgendwann in den dunkelsten Stunden zu einem Lichtblick für uns alle würde, ahnen wir noch nicht. Noch habe ich ein paar Tage Urlaub. Aber was ist danach? Allein zu bleiben, auch nur für Stunden, lehnt meine Mutter ab. Ich frage mich, warum. Denn eigentlich kann sie sich noch gut ohne jegliche Hilfe im Haus bewegen. Am 19. Oktober war sie zuhause sogar noch allein einkaufen. Dass rasend schnell ihre Kräfte sie verlassen würden, hätte an diesem Tag noch niemand gedacht, wahrscheinlich ahnte nur sie selbst, wie viel Zeit ihr noch bleibt. Ich kann eine Auszeit von der Arbeit für 10 Tage bei der Krankenkasse meiner Mutter beantragen ( www.wege-zur-pflege.de/themen/auszeit-im-akutfall ), das wird mir vom Pflegestützpunkt geraten. Das ist gut. Also rufe ich bei der AOK an. „Sie befinden sich auf Platz 17 in der Warteschleife“, sagt eine Stimme und anschließend dudelt nervige Musik durch den Hörer. Wir wollen gerade frühstücken. Da kann ich ja getrost das Telefon aus der Hand legen und mir erst einmal ein Brot schmieren. Ich stelle fest: Platz 17 ist ganz schön weit entfernt von Platz 1…, also esse ich auch noch das geschmierte Brot, trinke gemütlich Kaffee und warte, warte, warte. Wenigstens das Warten hat sich gelohnt. Ich kann den Antrag stellen und auch mein Arbeitgeber ist damit einverstanden. Puhhh… Erst einmal eine Sorge los. Dieser Warteschleife sollen übrigens in den nächsten Tagen noch viele andere folgen. Auf Anraten des Pflegestützpunktes beantrage ich auch direkt eine Pflegestufe. Viel Papierkram muss in den nächsten Wochen erledigt werden.

Der informierte SAPV-Dienst ( www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de ) übernimmt die Versorgung meiner Mutter ganz unkompliziert. Die Ärztin stellt sie erst einmal medikamentös so ein, dass sie sich nicht mehr übergeben muss und auch keine Schmerzen mehr ertragen muss. Sie verschreibt ihr ein Pflegebett und einen Toilettenstuhl (Kommentar von Mama: „Was soll ich denn damit?“). Um die Hilfsmittel bei den Sanitätshäusern zu ordern, vergehen ungezählte Minuten in

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